Innerbetriebliche Konflikte können auf verschiedene Arten gelöst werden: Welcher Konflikt passt zu welchem Verfahren? Neben den Verfahren vor den Arbeitsgerichten oder Einigungs- und Schlichtungsstellen wird immer häufiger auf das Mediationsverfahren als außergerichtliche Konfliktlösung gesetzt. Was aber macht das Mediationsverfahren im Arbeitsrecht so attraktiv?
Hierfür gibt es eine Reihe von guten Gründen: Während in üblichen Verfahren die Entscheidung in Form von Urteilen, Beschlüssen, Vergleichen oder Schlichtung auf eine übergeordnete Stelle delegiert wird, bleiben die Parteien in der Mediation vollumfänglich die „Herren des Verfahrens“. Sie bestimmen also allein den Verfahrensgegenstand, der keineswegs auf juristisch relevante Aspekte beschränkt sein muss. Das Mediationsverfahren bietet auch die Möglichkeit, über wirtschaftliche, persönliche und emotionale Aspekte eine Klärung – und schlussendlich eine einvernehmliche Lösung – herbeizuführen. Die Beziehungsebene der Kontrahenten steht im Mediationsverfahren im Vordergrund. Es eignet sich vor allem dann, wenn „das Band nicht zerschnitten“ und persönliche Vertrags- und Geschäftsbeziehungen fortbestehen sollen. Es wird niemand abgeurteilt, sondern nach flexiblen, kreativen Win-Win-Lösungen gesucht!
Die Mediation ist somit ein freiwilliges, eigenverantwortliches und effektives Konfliktlösungsverfahren. Die hohen Einigungsquoten für nachhaltige Lösungen sprechen für sich. Im Gegensatz zu öffentlichen Gerichtsverhandlungen wird Vertraulichkeit gewahrt: Keine negative Publicity, kein Imageverlust und kein Reputationsschaden sind zu befürchten. Nicht überschaubare Kosten und immense Zeitverluste werden ebenfalls vermieden. Häufig dauern Mediationsverfahren nur wenige Tage und schaffen schnell Planungs- und Rechtssicherheit.
Aber wie findet ein Mediationsverfahren überhaupt statt? Eigentlich ist das ganz einfach: Entschließen sich die Parteien zu einer Vermittlung eines neutralen Dritten, wenden sie sich an einen Mediator ihres Vertrauens. Der Mediator ist kein Richter, kein Schlichter und kein Coach. Seine Aufgabe ist es, in einem strukturierten Prozess eine einvernehmliche Lösung mit den Parteien zu erarbeiten. Hierfür stimmt er Auftrag und weiteres Vorgehen in einer Mediationsvereinbarung ab. In der anschließenden Mediation werden unter seiner Moderation die zu verhandelnden Streitpunkte und Anliegen gesammelt, sortiert und priorisiert, um sie Punkt für Punkt abzuarbeiten. Hierzu erhält jeder der Beteiligten ausreichend Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen, bevor auf seine Wünsche, Bedürfnisse und Interessen vertieft eingegangen wird.
Wichtig ist, dass auch die hinter den Positionen liegenden Interessen ermittelt werden: Was wollen die Beteiligten tatsächlich und wie können ihre Interessen zusammengeführt werden? Hierfür werden im Rahmen eines Brainstormings Lösungsalternativen gesammelt, eingeordnet und bewertet, ums sie dann schlussendlich verhandeln zu können. Die Verhandlungen orientieren sich an den gemeinsam aufgestellten Lösungskriterien, die Ziele, Interessen und Hintergründe, aber auch Emotionen und Selbstbild der eigenen Rolle, für eine einvernehmliche Lösung mitberücksichtigen. Ist eine gemeinsame Lösung gefunden, wird diese Regelung zur Dokumentation schriftlich festgehalten. Das Mediationsverfahren ist damit beendet.
Das Mediationsverfahren ist für beinahe alle Bereiche der Arbeits- und Wirtschaftswelt einsetzbar. Rund um das Arbeitsverhältnis können Mediationsverfahren zur Konfliktbeilegung durchgeführt werden, vor allem, wenn man einen konkreten Mitarbeiter nicht verlieren will. Arbeitnehmer haben es nämlich einfach. Sie können im Konfliktfall das Unternehmen verlassen. Nicht aber der Betriebsrat: Dieser muss mit dem Arbeitgeber „vertrauensvoll zusammenarbeiten“, egal, wie zerrüttet das persönliche Verhältnis ist. Hier ist die Einrichtung einer dauerhaften Mediationsstelle überaus sinnvoll. Eine ständig besetze Mediationsstelle kann nämlich im Voraus die Brisanz von Konflikten nehmen, perspektivisch Vertrauen und Verbindlichkeit aufbauen und eine Kultur der einvernehmlichen Konfliktlösung schaffen.
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